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Neuseeland II

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Teil II unserer Neuseelandreise 

Wir befinden uns im unteren Drittel der Südinsel, im grössten Nationalpark mit 12'500 km/2 Fläche. Wie keine andere Region Neuseelands umfasst der Südwesten des Landes eine geballte Konzentration an atemberaubenden Landschaften. Hier liegen zwei der tiefsten Seen und 15 enge Fjorde. Die vereinigten Nationen haben dieses ganze Gebiet zusammen mit dem Mount Aspiring National Park als Naturerbe der Menschheit zur "Te Wahipounamu World Heritage Area" erklärt. 
Ein charakteristisches und unvermeidbares Merkmal des Fjordlandes ist der Regen. Dies gilt insbesondere für den Milford Sound, der jährlich bis zu 7000mm davon abbekommt. Trotzdem sind diese Landschaften, die mit Schiff und Bus oder einem Rundflug von oben bestaunt werden können, das beliebteste Reiseziel der Touristen. 

Obwohl wir für unsere Reise acht Wochen eingeplant haben, reichen uns die Tage nicht aus, hier für längere Zeit zu bleiben, um ein paar Wandertage einzulegen. Es reizt uns auch nicht, eine Tagestour für 300 Dollar zu buchen, um einmal durch einen Fijord gefahren zu sein. Das ist uns schlichtweg zu teuer. Wir geniessen die pure Natur und die geniale Ruhe am See während einer ausgiebigen Mittagspause. Danach legen wir noch einige Kilometer in Richtung Norden zurück.  

Bis anhin sind wir wirklich gesegnet mit wunderbarem Wetter. Somit sind wir natürlich weniger angewiesen auf die Infrastruktur eines Campingplatzes. Wenn immer möglich, suchen wir uns zur Übernachtung ein idyllisches Plätzchen irgendwo im Grünen oder am See. Heute haben wir besonderes Glück, und so wärmt uns die Abendsonne nach dem erfrischenden Bad nochmals auf, bevor wir das Nachtessen geniessen und danach ins Bett kuscheln. 
Doch es kann ja nicht immer nur heiter Sonnenschein sein. Und so schüttet es an jenem Tag wie aus Kübeln, an welchem wir viel Weg vor uns haben. Wir wollen von Wanaka aus über den Haast Pass an die Westküste fahren. Abends um 18 Uhr werden wir kurz vor der Passhöhe von der Polizei angehalten. Wegen akuter Erdrutschgefahr, ausgelöst durch die starken Regenfälle, wird der Pass über Nacht gesperrt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als Truckli auf dem Parkplatz beim Fantal Wasserfall zu parkieren und den nassen Abend bei tosendem Lärm im heimeligen Häuschen zu verbringen. 

Anderntags klärt es auf. Truckli schleppt sich die letzten paar hundert Meter bis zur Passhöhe hinauf. In rassigem Tempo geht es talwärts, am Fox Gletscher vorbei, entlang dem eisigen Gletscherfluss bis hinunter auf Meereshöhe. Zwischenstopp gibt es auf dem Weg bei einer Verkaufsbude, die Whitebaits anbietet. Das sind ganze, nur etwa 5 cm lange, fast durchsichtige Fischchen. Sie gelten auf der Südinsel Neuseelands als Spezialität. Zum Kochen werden sie vorher im zerschlagenen Ei gewendet, gewürzt und danach in der Bratpfanne als dünne Küchlein gebacken. Das Nachtessen ist gesichert.

Im Paparoa Nationalpark treffen wir auf die Pancake-Rocks. Das ist eine Karstlandschaft der besonderen Art. Verschiedenste Schichten Kalkstein sind derart verwittert, dass sie grossen Türmen aufeinander gestapelten Pfannkuchen ähneln. Die Ursache dafür, so lesen wir im Führer, war ein chemischer Prozess, bei dem durch den Druck von übereinander gelagerten Sedimenten abwechselnd feste und weichere Zwischenschichten entstanden. Spätere Bodenerhebungen und Verwitterung haben diesen Effekt noch verstärkt. Lasse diese fotogenen Formationen, von denen du ein paar Beispiele in unserer Bildergallerie findest, doch einfach auf dich einwirken. 
Was dabei auch noch faszinierend ist sind die Blowholes, die riesigen Meereshöhlen, die unter diesem Felsgebäude liegen. Bei Flut schiesst das Wasser durch diese grossen Löcher nach oben und produziert immense Fontänen. 

Schon wieder ist unser altes Mobil gefordert. Es geht über den Arthurs Pass von der Westküste an die Ostküste. Truckli hat in Christchurch einen Termin in der Garage, in der das Ersatzteil auswechselt wird, das vor drei Wochen bestellt werden musste. Danach wird Truckli den Stempel bekommen, der seine Fahrtüchtigkeit für die nächsten 6 Monate bestätigen wird. 
Die Wanderung auf ein Aussichtsplateau ist an diesem langen Fahrtag der nötige und willkommene Unterbruch, unsere steifen Beine zu lockern und Sauerstoff zu tanken. Auch unsere Sinne danken es uns. 

Volkmar, unser Freund aus Christchurch, holt uns in der Garage ab, in welcher das Auto repariert wird. Er verführt uns in der Copenhagen Bäckerei mit so richtig leckerem Gebäck. Hier decken wir uns für die nächsten Tage mit Sauerteigbrot und feinen Dörrfruchtküchlein ein. 
Ein unerfreulicher Bericht! Der Garagist meint, dass Truckli bei der nächsten Inspektion in 6 Monaten ganz bestimmt durchfallen wird. Oder aber wir wären bereit, etwa 2000 Dollar in die Hand zu nehmen und die gröbsten Rostfrasslöcher im Chassi flicken zu lassen. Das sind schlechte Aussichten für einen Wiederverkauf am Ende unserer Reise. Zudem wird dann die Reisesaison dem Ende zugehen, weil der Winter nahen wird. Wer will da noch einen rostigen Campervan kaufen.

Volkmar wittert eine sehr gute Chance, für das Auto schnell einen Käufer zu finden, wenn es ganz frisch nach der Motorfahrzeugkontrolle zum Verkauf ausgeschrieben wird. Und für die letzten drei Wochen unserer Reise könnten wir von ihm einen Sleepervan mieten. 
Gesagt - getan. Noch am selben Tag knipsen wir Truckli von allen Seiten, von innen und aussen ab, und die Verkaufsseite wird aufgeschaltet. 
Schon anderntags melden sich zwei Interessenten. Und ehe es uns lieb ist, packen wir unser Hab und Gut um. Truckli ist für gutes Geld verkauft. Danke, Volkmar! 

Mit bestem Schmaus aus dem Pizzaofen und in dessen heimeligen Wärme verbringen wir mit Volkmars Familie einen gelungenen Abend mit interessanten Gesprächen.

Wir verlassen Christchurch mit einem ganz neuen Fahrgefühl. Hundert Stundenkilometer Geschwindigkeit nehmen wir kaum wahr. Wir fühlen uns sicher auf der Strasse, unser Kopf ist mit einer Kopfstütze geschützt, unsere langen Beine können wir entspannt ausstrecken. Es geht schnell vorwärts. Und doch steigt ein bisschen Wehmut in uns hoch, wenn wir an unser Truckli zurück denken. Und wie werden wohl die kommenden Nächte sein? Ein Sleepervan ist nämlich viel weniger komfortabel als ein Wohnmobil. Wir können auf dem Bett kaum sitzen, wir haben kein verfügbares WC mehr dabei, und die Kochgelegenheit befindet sich hinten im Auto. Bei aufgeklapptem Kofferraumdeckel eröffnet sich eine ausziehbare Koch- und Rüstgelegenheit, eine kleine Tiefkühlbox und ein paar wenige Schubladen für die wichtigsten Kochutensilien. Von jetzt an heisst es Essen im Freien oder  in der Gemeinschaftsküche des Campingplatzes. 
Mit der Zeit stellt sich heraus, dass diese Art des Campens für uns eine gute Übergangslösung ist, die Reise zu vollenden. Doch wir schätzen alleweil ein bisschen mehr Komfort. So mieten wir ab und zu mal ein Zimmer in einem Motel mit Bad und eigener Küche.

Christian ist frisch verliebt. Nein - zum Glück nicht in eine andere Frau. Es ist eine Lavendelfarm in Kaikura, deren Fotos er in einer Immobilienzeitschrift gesehen hat. So darfst du dreimal raten, was unser Tagesziel ist...
Durch ein grosses Eingangstor fahren wir in das zu verkaufende Grundstück und parken. Wir bestaunen den wunderschön angelegten Garten. Leider sind die Lavendelblüten schon geschnitten. Doch unsere gute Vorstellungskraft bringt uns die lila blühenden Felder  vor unser inneres Auge, und wir riechen buchstäblich den intensiven Lavendelduft der Millionen von blühenden Blüten. 
Wir stöbern durch den Laden, in welchem diverse Körperprodukte mit Lavendelöl aus eigener Herstellung und viele zum Thema passende Boutiqueprodukte angeboten werden. Unter dem Sonnenschirm im Garten trinken wir Kaffee, Christian schleckt Lavendeleis. Dabei lassen wir die ersten Eindrücke auf uns wirken. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt und versucht, sich vorzustellen, wie oder mit welcher Aufgabe er sich auf diesem Gut einbringen könnte. Christian sieht sich schon als Düftler hinter der selbstgebastelten Ölpresse oder im Garten, beschäftigt mit der Pflege der Lavendelstöcke. Er versucht, mir den Laden schmackhaft zu machen, denn das wäre nicht sein Ding.

Wir gehen einen Schritt weiter und sprechen vorerst mit der Besitzerin, anschliessend mit dem Makler. Anderntags dürfen wir hinter die Kulissen des Verkaufsobjektes schauen und bekommen sogar Einblick in die Umsatzzahlen. 
Es gibt Krisensitzung: Wollen wir hier bleiben und noch mehr Abklärungen vornehmen? Wollen wir unsere geplante Reise weiterführen? Können wir uns ein Leben auf der Südinsel in Neuseeland vorstellen? Wollen wir acht Monate im Jahr einen Betrieb mit Bed und Breakfast führen, Lavendel pflanzen, verarbeiten und daraus Produkte herstellen und diese vermarkten? 
Mir wird es eng im Herzen und ich muss kapitulieren. Neuseeland ist am anderen Ende der Welt. Es ist für mich unvorstellbar, soweit weg von der Heimat zu sein. Und zu meinem Glück, bei Christian ist der hundertprozentige Wow-Effekt auch ausgeblieben!

Im Gebiet von Malborough besuchen wir einige Weingüter. Hier liegen die meisten Rebberge von Neuseeland, weil hier die besten klimatischen Bedingungen herrschen. Im Schutz der Berge erhalten die fruchtbaren Ebenen am Wairau Fluss in der Umgebung von Blennheim und Rennwick um die 2400 Stunden Sonnenschein pro Jahr, unter dem die Trauben heranreifen. Die Winzer schätzen das Anbaugebiet besonders für den Sauvignon Blanc, doch es werden auch leckerer Chardonnay, Pinot noir und Gewürztraminer produziert. 
In den Weinkellereien werden Weinproben angeboten, manchmal kostenlos oder meistens mit einem kleinen Unkostenbeitrag, der bei Kauf von Wein angerechnet wird. So haben wir dieses oder jenes Angebot gerne genutzt und uns auch mit ein paar guten Flaschen eingedeckt. 

In der Herzog-Winery lernen wir den Schweizer Hans Herzog kennen. Er erzählt uns in wenigen Worten seine Geschichte, wie es ihm früher in der Schweiz als Restaurantbesitzer und Weinanbauer zu eng wurde, wie er sich damals vor ca. 20 Jahren in Neuseeland umschaute und dann hier in Blenheim das passende Gebiet fand, seine Träume als Winzer verwirklichen zu können. 
Sein kleines Reich, das er sich hier aufgebaut hat, zeugt von wahrem Können. Auf den wenigen Hektaren Land baut der Mann mit den erdigen Händen und dem urchig glücklichen Gesicht eine Vielfalt von Trauben an, mit welchen er auserlesene Weine produziert. Als grosse Ausnahme im Gebiet von Marlborough pflückt er mit seiner Belegschaft die Trauben noch von Hand, bevor sie in die Weiterverarbeitung gehen. 
Mit Stolz zeigt uns Herr Herzog seinen Weinkeller, um so lieber natürlich, nachdem er gehört hat, dass wir kurz zuvor an der Weintheke den "Grundstein" für unseren zukünftigen Weinkeller eingekauft haben. 
Den Besuch dieser Winery runden wir ab mit einem feinen Mittagessen im sonnigen Garten zwischen Wasserspielen und Weinreben.

Es ist Zeit, die Fähre zur Nordinsel zu besteigen. Wieder begleiten uns auf kurzer Strecke springende Delfine, die in uns Menschen einfach Glücksgefühle erwecken. 

Der grösste Teil der Region Wairarapa im südlichen Teil der Nordinsel ist urtümliches neuseeländisches Schafzuchtgebiet. Im Hauptort Masterton findet noch heute jährlich ein Schafschurwettbewerb statt, praktisch die olympischen Spiele der Wollbranche. Dafür strömen aus der ganzen Welt Wettkämpfer herbei um ihre Geschicklichkeit mit dem Handapparat zu demonstrieren. Ein erstklassiger Schafscherer kann ein Schaffell in weniger als einer Minute entfernen. Sieger kann er jedoch nur werden, wenn er ein glattes und unverletztes Tier aus der Prozedur entlassen kann. Immerhin können wir dieses Schauspiel auf nostalgischem und neuzeitlichem Filmmaterial im Shear Discovery anschauen. Dieses ausgezeichnete, kleine Museum ist in zwei 100 Jahre alten Schurschuppen untergebracht und ist ganz der Wolle gewidmet. 

Ganz in der Nähe, in Carterton, besichtigen wir eine Fabrik, die aus der Paua-Muschel allerlei Schmuck und jeglichen sonstigen Schnickschnack herstellt. Was uns mehr beeindruckt sind die Umstände, wie diese wunderschöne Muschel geerntet wird. Sie wächst erst ab 12 Metern Wassertiefe und darf nur von Apnoe-Tauchern heraufgeholt werden. Dazu muss sie mindestens eine Grösse von 12 cm Länge aufweisen. 

Auch die weiteren Tage der Reise dienen unserer Weiterbildung. Wir kommen durch fruchtbare Gebiete und sehen zum ersten Mal riesige Kiwi-Kulturen. Wir lassen uns auf einer Farm die Oliven-Ölherstellung zeigen und lernen in einem Honighaus viel Interessantes über die Bienen, deren Leben und über die Herstellung von Honig. Natürlich schlecken wir gerne aus den verschiedenen Degustationstöpfen. 
Im städtischen Informationscenter von Waihi erfahren wir die Geschichte der Goldgräberei und schauen uns die interaktive Ausstellung zu den heutigen Arbeitsmethoden in einer Goldmine an. Hast du gewusst, dass aus 1000kg Gestein 11g Gold geschöpft werden?

So, es ist Zeit für die Grossstadt Auckland, die City of Sails. Die Stadt trägt diesen Beinamen, weil man anscheinend beim Landeanflug über den mit Inseln übersäten Hauraki Golf Jachten auf dem glitzernden Wasser kreuzen sieht. 
Rund um diesen Hafen und die wenigen Wolkenkratzer der Innenstadt erheben sich die grasbewachsenen Hügel von etwa 50 erloschenen Vulkanen aus dem Meer, die Vororte der Stadt.  
Auckland ist eine der am dünnsten besiedelten Grossstädte der Welt. Eine knappe Million Menschen wohnt auf der doppelten Fläche von London, das mehr als sieben Mal so viele Einwohner zählt. Etwa 11% der Einwohner dieser weltgrössten polynesischen Stadt zählen sich zu den Nachkommen der Maori, 14 % stammen von Familien aus Tonga, Samoa, den Cook-Inseln, Niue und anderen Inseln des Südpazifik ab.

Ich schlendere gemütlich durch die Strassen und beschäftige mich mit der neuseeländischen Mode. Ich finde sie schrecklich, zum Vorteil der Geldbörse. Christian tummelt sich währenddessen im Maritime Museum. Am Abend wagen wir uns auf das höchste Bauwerk Neuseelands, den 328m hohen Skytower. Während des delikaten Nachtessens im Drehrestaurant auf 220m Höhe bietet sich uns ein überwältigender Blick bis weit hinaus ins Meer oder ins Landesinnere.  

In Waitangi tauchen wir noch einmal in die Geschichte ein. 1840 wurde hier von zwei vorgeblich souveränen Staaten, dem vereinigten Königreich einerseits und den United Tribes of New Zealand andererseits, ein Vertrag unterzeichnet. Er sollte die französische Expansion im Pazifik stoppen und die Maori, die Ureinwohner, vor betrügerischen Landaneignungen seitens der Siedler schützen. Bis heute stellt diese Vereinbarung ein Schlüsselelement der Beziehung zwischen den Ureinwohnern und den europäischen Einwanderern dar. Die darin garantierten Rechte der Maori wurden jedoch nur selten gewahrt, und der Kampf um Anerkennung geht weiter. 
Wir schauen uns in einem traditionellen Versammlungshaus die Show einer mitreissenden Mischung aus Drama, Gesang und Tanz an. Endlich kommen wir in den Genuss eines echten und furchterregenden Haka-Tanzes. Dabei schlagen sich die Männer auf die Schenkel , sperren bedenklich die Augen auf und strecken die Zunge heraus, begleitet natürlich von wütenden Schreien. Durch diese Zurschaustellung körperlicher Kraft und Entschlossenheit wollen sie den Gegner einschüchtern. 

Das Kauri-Museum in Matakohe ist eines der besten Museen des Landes. Es zeigt alles Wissenswerte über das Holz bis zum Harz über den mächtigen Kauribaum. Er ist der grösste und berühmteste der in Neuseeland beheimateten Bäume. Er gehört zu den Koniferen und wächst im subtropischen nördlichen Teil der Nordinsel. Die ersten Vorfahren des Kauri tauchten in der Jurazeit vor 135 bis 190 Mio. Jahren auf. Die Kauriwälder gehören somit zu den ältesten der Welt. 

Wir wollen es uns nicht entgehen lassen und wandern zum grössten, existierenden Kauri, zum "Tane Mahuta", Gott des Waldes. Der Pfad führt uns durch den feuchten Wald. Es riecht nach Moos. Und dann stehen wir vor dem unglaublich mächtigen Riesen. Ich bekomme Gänsehaut. Ein Maori spricht ein Gebet, eine Frau singt ein Lied, mit Gitarre begleitet. Es klingt in uns nach, es ist ganz still. Wir müssen einfach nur Staunen. 
In einem benachbarten Wald steht der älteste Kauri. Er heisst "Te Matua Ngahere", Vater des Waldes und ist schätzungsweise 2000 Jahre alt. Auch bei seinem Anblick erstarren wir vor Ehrfurcht. 

Und nun komme ich zu unserem letzten Highlight unserer Reise. Für einmal lassen wir uns chauffieren. Wir buchen eine Tagestour. Pünktlich um 9 Uhr steht der Bus bereit. Wir müssen noch auf einen Chinesen warten, der im benachbarten McDonald's das Frühstück für seine Familie einkaufen gegangen ist. Der Chauffeur wird langsam nervös. Wir sollten los, denn die Flut wartet nicht. Geplant ist nämlich die Fahrt auf dem "Ninety Mile Beach" entlang dem Meer. Wir wollen zum nördlichsten "Must" von Neuseeland, zum Cape Reinga. Und wer da nicht pünktlich losfährt, geht das Risiko ein, im Sand stecken zu bleiben. Jedes Jahr werden ein paar Privatautos und sogar Touristenbusse begraben. Doch keine Angst, die Menschen können sich immer aufs Land retten. Doch wenn in befristeter Zeit für den Bus keine Abschlepphilfe kommt, wird er von der unaufhaltbaren Flut überspült. 
Endlich geht die Spritztour los. Mit 100 km/h und grösstem Vergnügen rast der Vollblut-Busfahrer über den leeren Strand, lenkt sein Gefährt sicher über kleine Wasserläufe und bringt uns nach gut zwei Stunden schlussendlich wieder auf die normale Landstrasse. Die lange Mittagspause am Cape gibt uns genügend Zeit, die Wellen zu studieren. Hier trifft sich nämlich Ost und West, der Pazifik und die tasmanische See. Das Aufeinandertreffen des Wassers formt dabei mit den Schaumwellen ein Quadrat, sehr speziell.  
Ein kleiner Rast in einer ruhigen Bucht und ein Glacé Stopp verkürzen die lange Rückreise.

Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende und somit auch unsere unvergessliche Reise durch ein Land voller Gegensätze. 7'673 km haben wir unfallfrei zurückgelegt. Wir sind sehr glücklich und dankbar.

Zurück in der Norsand Boatyard in Whangrei finden wir unsere Samuri in bestem Zustand vor. Geplant ist, noch ein paar letzte Arbeiten innert Wochenfrist zu erledigen, dann Samuri zu wassern und mit dem nächsten Wetterfenster den Weg nach Tonga unter die Segel zu nehmen.
Doch es kommt anders. Der Segelmacher, dem Christian einen grossen Auftrag übergeben und viel Vertrauen geschenkt hat, stellt sich als äusserst schwierige Person heraus. Es endet in einem Eklat zwischen den beiden. Nur dank der Hilfe unseres Freundes Volkmar, der extra aus Christchurch einfliegt und geschickt als Mediator, respektive Christian's Vertreter auftritt, kann der Segelmacher bewogen werden, einen Teil des Auftrages mit 3-wöchiger Lieferverzögerung zu übergeben.

Wer die genauen Fakten über den Verlauf dieses Geschäftes mit Charles Viviani nachlesen möchte, findet hier den Link.

Are you intrested in reading the experience we made doing business with the sailmaker Charles Viviani from Opua, here's the link.

Während dieser nervenaufreibenden Zeit harren wir im Town Basin in Whangarei aus und versuchen das beste aus der Zeit zu machen. Unsere Crew, Ingrid & Greg aus Nelson, sind schon mit an Bord. Zum Glück wird es ihnen während der unfreiwilligen Wartezeit nicht langweilig. Sie gehen oft fischen und finden bei einem lokalen Händler sogar ihren Traum-Wohnbus, mit dem sie in nächster Zeit Neuseeland bereisen wollen. 

Die Segel sind endlich montiert, Volkmar springt als viertes Crewmitglied an Bord und ich löse den mutigen Seglern die Leinen, verbunden mit gesegneten Wünschen für eine sichere Überfahrt nach Tonga.
Mit klopfendem Herzen verfolge ich auf den Tagesberichten die strenge Zeit der Mannschaft. Ich selber plane für mich die nächsten 10 Tage, bevor ich das Flugzeug nach Tonga besteige. Die erste Zeit geniesse ich un der Gegend um Whangarei mit Freunden. Dann fahre ich nach Auckland. Das lauschige Stadtgebiet Parnell ist eine Entdeckung wert. Ich bin glücklich über die gute Zeit mit mir und freue mich nun auf das nächste Abenteuer - die Inselwelt von Tonga. 

Seid alle herzlichst gegrüsst
Evelyne und Christian 

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